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Enter the Matrix

Das Jahr 2003 steht zweifellos im Zeichen der Matrix. Nicht nur, dass die Wachowski-Brüder uns mit zwei neuen Teilen der Trilogie im Kino beglücken, jetzt versuchen sie mit Hilfe der Entwickler von Shiny die Matrix auch in ihr Zimmer zu bringen. Ob sich die 45 Mio € Entwicklungskosten zum teuersten Spiel aller Zeiten für Atari gelohnt haben und man wirklich das Gefühl hat in die Matrix einzusteigen, oder ob alles nur heiße Luft ist und Enter the Matrix sich in die lange Reihe der misslungen Filmumsetzungen einreiht, können sie in diesem Test nachlesen.


Die Maschinen graben...
Wenn man Enter the Matrix näher betrachtet, handelt es sich eigentlich gar nicht um eine Filmumsetzung. Die Handlung ist zwar mit der des Kinofilms Matrix Reloaded verknüpft und Hauptziel ist es ebenfalls die Maschinen davon abzuhalten nach Zion, der letzten Stadt der Menschen vorzudringen, sie spielen allerdings aus einer völlig anderen Sicht. Die Geschichte verläuft parallel zu Reloaded und sie haben nur am Rande mit den Hauptcharakteren Neo, Morpheus und Trinity zu tun. Hier befinden sie sich nämlich nicht auf der Nebucadnezzar sondern auf der Logos und entscheiden sich für einen der Charaktere mit dem sie das komplette Spiel bestreiten wollen: den Captain, Niobe oder den 1. Offizier, Ghost, welcher übrigens Trinity’s Bruder ist. Die Story ist so aufgebaut, dass sie den Film ergänzt und nicht fortgeführte Handlungsstränge fortsetzt.
Ihre erste Aufgabe ist es, sich in die Matrix „einzujacken“ und dort ein Paket mit wichtigen Informationen zu holen, welches die Crew der Osiris (Animatrix) zurückließ und danach von den Maschinen vernichtet wurde. Die Beschaffung des Päckchens stellt sich allerdings als schwieriger heraus als zunächst vermutet. Leider kommen Ghost und Niobe zu spät zum Briefkasten und das Paket wurde bereits zur Poststelle gefahren. Und genau dort müssen die beiden jetzt einsteigen, denn von diesem Päckchen hängt die Zukunft aller Menschen ab...
Obwohl sie mit beiden Charakteren die gleichen Missionen spielen, gibt es doch einige Unterschiede in der Spielweise, denn sie werden nicht immer zusammen arbeiten sondern meist getrennt. Daraus resultiert, dass sie noch lange nicht alles gesehen und erlebt haben, wenn sie mit einem der Charaktere das Spiel durchspielen,. So müssen sie sich beispielsweise in einer Mission als Niobe den Weg durch einen mit SWAT-einheiten versehenen Gang schlagen während Ghost ihnen von einem sicheren Ort Feuerschutz mit dem Scharfschützengewehr gibt. Oder aber, wenn sie beim Autofahren von Agenten verfolgt werden versucht Ghost mit einer MG aus dem Wagen gelehnt die Verfolger abzuschütteln während Niobe fährt.


The Matrix has you!
Was das Herz eines jeden Matrixfans höher schlagen lässt ist zweifellos die absolut authentische Atmosphäre. Die Wachowskis schauten den Entwicklern besonders kritisch über die Schulter um sicherzustellen, dass das Flair der Matrix-Filme auch im Spiel entsteht. Und es ist ihnen gelungen, schon allein wegen dem extra für das Spiel gedrehtem einstündigem Filmmaterial, welches in Verbindung mit Ingamesequenzen die Geschichte mit viel Spannung weitererzählt.
Warum allerdings Missionen, wie die Autoverfolgung oder die Hovercraftjagd im Spiel enthalten sind ist fraglich, für den einen vielleicht eine willkommene Abwechslung zwischen den Missionen, für den anderen frustrierende und sinnlose Überbrückungen, wegen der schlechten Präzision mit der Maus. Ein Levelhighlight dagegen ist der Übungskampf gegen Trinity, hier macht es einfach Spaß, auszuprobieren, was man in den vorangegangenen Missionen an Fähigkeiten gelernt hat.


Knock, Knock...
Gesteuert werden Niobe und Ghost mit Maus und Tastatur. Nur leider ist die Steuerung oftmals viel zu direkt, so kommt es oft zu ungewollten Kehrtwendungen, was besonders in Gefechten schnell zum Frust ausartet.
Das Herzstück von Enter the Matrix sind zweifelsohne die Gefechte mit den Gegnern, sei es nun mit Waffengewalt oder mit den bloßen Fäusten. Beim Nahkampf benutzen sie im wesentlichen zwei Tasten, eine zum schlagen, eine zum treten, drückt man beide gleichzeitig, wirft man den Gegner. Hinzu kommen allerdings noch eine Sprungtaste und eine Aktionstaste (zum Blocken und entwaffnen). Kombiniert man diese Möglichkeiten miteinander, kann man schon eine Menge Moves an den Tag legen. Um allerdings das Geschehen nicht in einer Buttonmasherorgie ausarten zu lassen, entscheidet meistens das Spiel, welche Attacke im Moment am besten geeignet ist. So kann man sich z.B. nur an bestimmten Stellen von Gegenständen abstoßen und dem Gegner mit einem Spinkick entgegenfliegen. Ghost und Niobe haben bis auf ein paar unterschiedliche Würfe und Sprünge das gleiche Movesreportoire drauf.
Was wäre die Matrix ohne die Bullettime (hier Focus genannt)? Während sie eine bestimmte Taste gedrückt halten, befindet sich ihr Charakter in einer Zeitlupe in der er weniger getroffen werden und noch spektakuläre Manöver vollführen kann. So gibt es einige Aktionen, wie das an der Wand laufen, die nur während dieser Bullettime funktionieren.
Die Gegner sind recht vielfältig und variieren vom „harmlosen“ Streifenpolizist über Vampir-ähnliche Wesen bis hin zum bekannten Agenten. Etwas schade ist, dass der Agent unbesiegbar ist. Egal wie sehr man auch auf ihn einschlägt, das Spiel will einfach nicht, dass er stirbt. Und letztendlich macht er sie doch fertig. Ob es jetzt ein unerfreulicher Fehler im Spiel oder ein klares Gesetz der Matrix ist, bleibt strittig. Also gilt auch im Spiel die Devise: Wenn sie nicht zufällig Neo sind (und das sind sie nicht), rennen sie!


Hmm, Upgrades...
Beim Fernkampf mit Waffen gibt es nicht wirklich Munition, sie sammeln einfach die Waffen der Gegner auf, schießen sie leer und nehmen einfach die nächste. Folglich starten sie die meisten Missionen zunächst ohne Waffen, später stehen ihnen dann mehr als zehn verschiedene zur Verfügung, wobei sie auch zwei MPs oder Pistolen gleichzeitig benutzen können. Sie können sich außerdem zur Deckung an eine Wand lehnen und auf Knopfdruck mit einer Sprungattacke hervor hechten und mit einem Schussgewitter auf ihre Gegner einschlagen; das funktioniert sogar richtig gut.
Da sie sich in der Matrix befinden, regeneriert sich sowohl ihre Lebensanzeige als auch ihre Focusanzeige automatisch, wenn sie sich kurze Zeit nicht in einem Kampf befinden. Dennoch liegen in den Levels an bestimmten Positionen Medikits herum, welche sie in den höheren Schwierigkeitsgraden auch benötigen werden. Das gilt auch für ihre Fähigkeiten: Schaffen sie es im Easy Modus noch die Gegner mit einfachen Schlag-Tritt-Kombinationen zur Strecke zu bringen, ist besonders auf der schweren Stufe das gut getimte Einsetzen der Bullettime sowie der Ausweichmanöver Pflicht um halbwegs unbeschadet durch die Mission zu gelangen.


Sieht die Matrix wirklich so aus?
Bei der Grafik spürt man am deutlichsten den Zeitdruck der Entwickler, das Spiel zum Release des 2. Teils des Films herauszubringen.
Obwohl der PC den Konsolen technisch überlegen ist, wird sein Potential kaum ausgenutzt und selbst die Xbox Version sieht besser aus. Generell bietet das Spiel eher Durchschnittskost, selbst das vor zwei Jahren erschienene MP (indiziert) sieht trotz seines Alters mindestens genauso gut aus. Bis auf die gelungenen Animationen der Personen und die Kugelstreifen in der Bullettime ist die Grafik meist detailarm, verwaschen und kantig. Wenn man nur auf mittlerer Detailstufe spielt, werden die Details so stark reduziert, dass sogar die Reifen der Autos viereckig sind. Auch die zahlreichen Clippingfehler fallen negativ auf.
Das Leveldesign ist bis auf Ausnahmen, wie dem Schloss, meistens ziemlich hässlich und teilweise unlogisch aufgebaut (z.B. Gänge, die einfach in eine Sackgasse führen) und mangels Abwechslung fühlt man sich oft so, als ob man immer den gleichen Raum betritt.
Auch die Kamera ist oftmals unvorteilhaft platziert: Meistens viel zu nah am Spieler, das führt schnell zum Verlust der Orientierung, zur plötzlichen Hektik und damit ähnlich wie bei der Steuerung zur Frustration, besonders deswegen, weil sie nur an bestimmten Stellen im Spiel speichern dürfen. Dafür ist Enter the Matrix auch kein Ressourcenfresser, es hat erstaunlich kurze Ladezeiten und läuft auch mit betagter Hardware schon flüssig.


Allein im Kaninchenbau?
Besonders ärgerlich ist es, dass es keinen offiziellen Multiplayermodus gibt. Sie können zwar mit der sogenannten Hack-Funktion im Hauptmenü ihre Spielstände in einem Dos-artigen System manipulieren uns so „angeblich“ einen Multiplayermodus (und andere Extras) freischalten, in welchem sie gegen einen Freund ein 1on1 à la Tekken bestreiten dürfen, allerdings ist das nur halbherzig gelöst. Viel sinnvoller wäre nämlich ein Simultanmodus gewesen, in dem man mit mindestens einem menschlichen Mitspieler die Missionen zusammen durchspielen könnte; storytechnisch machbar wäre es auf jeden Fall gewesen.


Eingejackt...
…wurde der Spieler zweifellos in die Matrix. Die Atmosphäre wird durch die tollen Kampfszenen sowohl mit Waffen als auch ohne, durch den gut durchdachten Bullettime-Modus und die absolute Authentizität durch das extra gedrehte Bonusmaterial gut vermittelt.
Doch hinter der Fassade spiegeln sich der enorme Zeitdruck und die relativ schlechte Konsolenkonvertierung wider: Die Grafik ist nur Durchschnitt, die vielen Clippingfehler enttäuschend, die Steuerung zu hektisch, das Leveldesign teilweise öde und unlogisch, das schlechte Speichersystem sowie ein fehlender ordentlicher Multiplayermodus ärgerlich und außerdem ist das Spiel viel zu kurz (Nettospielzeit: 5 ½ Stunden). Hätten die Entwickler ein halbes Jahr länger programmiert, hätten sie sicherlich viele Fehler verhindern können. Auch eine komplette deutsche Lokalisation wäre vorteilhafter gewesen. Im Großen und Ganzen bleibt Enter the Matrix durch die vielen Kritikpunkte fast auf der Strecke.
Mir als Matrixfan reichen die oben positiv genannten Aspekte zu einer guten Filmumsetzung, aber objektiv betrachtet fallen die vielen Mankos doch zu schwer ins Gewicht und verhindern so eine hohe Wertung.


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